Geschichte der Grund- und Mittelschule Gars

Die Entwicklung der Volksschule Gars

Im Jahr 1957 kauften die Kommunen für 19.000 Mark 4.900 Quadratmeter Grund östlich des bestehenden Schulspielplatzes und errichteten 1959/60 ein neues Schulhaus (die heutige Grundschule) mit acht Schulsälen, je einer Garderobe, vier Nebenräumen, zwei Lehrmittelzimmern, Lehrerzimmer, Büro, Werkraum, Schulküche, Brausebad und Hausmeisterwohnung. 625.000 DM waren angesetzt, wurden aber erst nach und nach verbaut, weil man bei damals sechs Klassen nicht gleich alle Räume in Betrieb nehmen musste.

Die neue Schule wurde am 11. Februar 1961 eingeweiht. Sechs Klassen mit 212 Schülern aus Klostergars (89), Lengmoos (58), Markt Gars (54), Mittergars (7), Dachberg (3) und Wang (1) konnten mit ihrer jeweiligen Lehrkraft, dem Religionslehrer und einer Fachlehrerin in das moderne Haus einziehen. Die Zufahrt zur Schule erfolgte zunächst noch über den heutigen Schulweg von der Hauptstraße her.

1965 errichtete man die schon länger geplante Turnhalle für 190.000 DM plus 25.000 DM für die Geräteausstattung. Sie wurde am 15. Januar 1966 in Betrieb genommen. Im gleichen Jahr starb nach kurzer schwerer Krankheit Hauptlehrer Hans Stummer, Elmar Krix übernahm für zwei Jahrzehnte die Leitung der Garser Volksschule. Die alte Schule an der Hauptstraße wurde ab 1968 zum Rathaus umgebaut.

Mittergars verzeichnete auch durch die zunehmende Besiedlung von Gars Bahnhof einen laufenden Schülerzuwachs. Anfang der Sechziger ergab sich dann ein „untragbarer Zustand“, man musste sogar Schichtunterricht halten. Deshalb errichtete die Gemeinde völlig aus Eigenmitteln – es gab damals angesichts der geplanten Veränderungen im Volksschulwesen keine Staatszuschüsse mehr – einen Schulhausanbau mit weiteren zwei Klassenzimmern, einem Werkraum und Platz für eine Schulküche. Er wurde am 12. September 1966 eingeweiht. Besonders stolz war man darauf, den Kostenvoranschlag von 350.000 DM um 36.000 DM unterschritten zu haben. 113 Schüler besuchten damals die drei Klassen in Mittergars: Die Jahrgänge 1 mit 3 (40 Kinder) unterrichtete Ursula Wust, Alto Schwaiger hatte den 4./5. Schülerjahrgang (35) und Hauptlehrer Wilhelm Schiel betreute die „Großen“ in den Jahrgängen 6 bis 8.

Die Verbandsschule Gars-Mittergars-Au:

Zunächst nahm man dann am 11. September 1968 die Verbandsschule Gars-Mittergars-Au mit den Schulhäusern Gars und Mittergars in Betrieb. In Gars waren die restlichen zwei Schulräume ausgebaut worden, in Mittergars stand ja seit 1966 ein erweitertes Schulhaus zur Verfügung, und das Schulhaus Au wurde außer Betrieb genommen.

In der neuen Verbandsschule besuchten nun 392 Schüler (aus Gars 134, aus Mittergars 106, aus Au 62, aus Lengmoos 52, aus Elsbeth 21, aus Dachberg 9 und aus Grünthal 8) ausschließlich Jahrgangsklassen, man ging allerdings letztmalig noch acht Jahre zur Schule. In Gars wurden die Klassen 1a, 2a, 4, 5, 6, 7 und 8 unterrichtet, in Mittergars die Klassen 1b, 2b und 3. Interessant sind die damaligen Klassenstärken: In der 1b saßen 33 Kinder, in der Klasse 5 54 Kinder. Außerdem kündigte sich eine deutliche Schülerzunahme an: Während es im ersten und zweiten Jahrgang bereits 74 beziehungsweise 70 Kinder gab, hatte die 8. Klasse nur 36 Schüler. Zum Lehrerkollegium gehörten zehn Volksschullehrer und einige Fachlehrer. Der Schulbus von Willi Thanner fuhr von Au über Gars nach Mittergars und wieder zurück nach Gars. In Mittergars begann der Unterricht um 8.00 Uhr, in Gars um 8.15 Uhr.

Die Grund- und Hauptschule Gars a. Inn als Mittelpunkt eines Schulverbandes

In die neu gegründete Volksschule (Grund- und Hauptschule) Gars am Inn gingen im September 1969dann 561 Schüler aus den Gemeinden Gars (161), Mittergars (122), Wang (102), Au (63), Elsbeth (54), Lengmoos ab Reichhut-Dörfl (44) und Dachberg (10), dazu aus Randgebieten von Kling und Schambach (Schellenberg) noch weitere fünf. Unterricht erteilten 15 Volksschullehrkräfte und einige Fachlehrer. Außer der 7. und 8. Klasse wurden alle Jahrgänge zweizügig in a und b geführt, die Klasse 4a hatte nur 29 Schüler, die 8. Klasse dagegen 45. Wegen des großen Lehrermangels kümmerte sich Maria Sperr als Klassenleiterin um die beiden 5. Klassen mit insgesamt 61 Schülern in „Doppelführung“.

Unterrichtsorte waren Gars (8 Klassen), Mittergars (4) und Wang (4). Es fuhren jetzt drei Schulbusse, Fahrplanchef war der nach dem Wegzug von Wilhelm Schiel 1972 zum Konrektor ernannte Hans Richter senior. Hauptlehrer Elmar Krix wurde am 17. Dezember 1969 zum Rektor befördert, die erste Verwaltungsangestellte mit zunächst nur 14.5 Wochenstunden war Hilde Richter. Die neue 9. Jahrgangsstufe erwies sich laut Chronik als ein voller Erfolg, am Ende gab es das Zeugnis über den erfolgreichen Hauptschulabschluss. Der so genannte „Qualifizierende Hauptschulabschluss“, eine besondere Leistungsfeststellung an bayerischen Hauptschulen, fand ebenfalls 1970 das erste Mal statt. 17 von 50 Schülern nahmen teil, alle Teilnehmer bestanden den „Quali“.

Im Schuljahr 1971/72 vergrößerte sich die Volksschule dann wie vorgesehen um die Hauptschüler aus der ehemaligen Volksschule Reichertsheim sowie aus Ramsau und Lengmoos.
Es gab erstmalig zwei freie Samstage im Monat, die endgültige Fünftagewoche folgte in Gars erst im Herbst 1975. Der Erwerb von 10 000 Quadratmetern Baugrund von Katharina Größlhuber und vom Marienstift bedeutete grünes Licht für den Schulhaus- Neubau des Schulverbandes Gars. Die Bauarbeiten begannen am 14. April 1973.

1972/73 besuchten schließlich 790 Schüler in 21 Klassen die Verbandsschule Gars. Man brachte sie in Mittergars (1ab, 2ab und 5c im Keller), in Wang (3ab und 4ab), in Lengmoos (5ab), im alten Ramsauer Schulhaus (6c und 7c) und in Gars (6ab, 7ab, 8ab, und 9ab), unter.

1973/74 war man dann endgültig berühmt in ganz Oberbayern: Der Garser Schulsprengel wurde in den Jahrgangsstufen 7 bis 9 um die ehemalige Gemeinde Grünthal (ab Schrottfurt) erweitert und gehörte nun zu den größten im Landkreis Mühldorf. Außerdem unterrichtete man jetzt in sage- und schreibe sechs Schulhäusern: Bei über 800 Schülern in 23 Klassen musste nun auch noch die seit 1968 leer stehende alte Schule Au wieder in Betrieb genommen werden, wo man eine erste und eine fünfte Klasse unterbrachte.

Der erste, fünfte, sechste, siebte und achte Jahrgang waren jetzt bereits dreizügig. An der Schule arbeiteten 23 Volksschullehrkräfte, drei Religionslehrer sowie sechs Fachlehrer. Der Schulbusverkehr entwickelte sich mit seinen „Rundkurs-Linien“ zu einer Wissenschaft, die Konrektor Hans Richter aber gern meisterte.

Ab 1975: Die moderne Mittelpunktschule mit zwei Schulhäusern in Gars

Im Sommer 1975 „war es dann geschafft“: Das neue Hauptschulgebäude mit Doppelturnhalle und Schulschwimmbad an der Bosostraße, Kostenpunkt 10 Millionen DM, wurde in Betrieb genommen und ließ mit seinen 15 Klassenzimmern und vielen Fachräumen keine Wünsche offen. Allerdings fehlten die Zimmertüren noch einige Wochen – Anlass, besonders leise beim Unterricht zu sein. Das Schulgebäude an der Enzianstraße wird seitdem als Grundschule genutzt. Gleichzeitig führte man im September 1975 die Fünftagewoche an der Grund- und Hauptschule Gars ein.

Somit fand in den alten Schulen Au, Lengmoos, Mittergars, Wang und Ramsau letztmals 1974/75 Unterricht statt. Au wurde verkauft und zum Wohnhaus umgebaut, Lengmoos und Mittergars sind heute Dorfhäuser. Das alte Ramsauer Schulhaus riss man um 1990 ab, um dem Neubau des Feuerwehrhauses Platz zu machen. Das alte Wanger Schulhaus diente lange als Dorfhaus beziehungsweise Feuerwehrgarage und wurde 2006 abgerissen. Die anschließenden 30 Jahre der modernen Volksschule Gars brachten bis heute einen Rückgang auf rund 530 Schüler sowie sehr viel kleinere Klassen mit meist nur angenehmen 20 – 25 Kindern. Im September 2000 wurde ein Mittlere-Reife-Zug für Schüler des westlichen Landkreises eingerichtet, der bis heute sehr erfolgreich läuft. Rund 35 Lehrer und Fachlehrer unterrichten jetzt an der Garser Grund- und Hauptschule.

1980 erweiterte man per Rechtsverordnung den Schulsprengel der neu gebauten Ramsauer Grundschule auf Kosten von Gars und Haag auf das gesamte Gemeindegebiet von Reichertsheim. Aber auch Gars und Unterreit sorgten dafür, dass sich heute die Schulsprengel vernünftigerweise mit den Gemeindegrenzen decken.

Zuerst wurde durch Unterreit „ein altes Relikt aus der Gründerzeit der Verbandsschulen“ beseitigt: 1968 sollte nämlich mit der damaligen Gemeinde Grünthal (heute Unterreit) ein Schulverband Wang-Babensham errichtet werden. Wang zog bekanntlich Gars vor, die Grünthaler Schüler aus den Klassen 7 – 9 kamen dann 1973 nach Gars. Die Kinder der ersten bis sechsten Jahrgangsstufe mussten dagegen 20 Jahre über die Landkreisgrenze hinaus und am Garser Schulsprengel vorbei von Grünthal nach Babensham in die Teilhauptschule fahren. 1998 war damit Schluss, nun gehen alle Grünthaler Schüler nach Gars.

2007 bereinigten der Markt Gars und die Gemeinde Reichertsheim ihre Schulsprengel: Seitdem gehören zum Beispiel Garser Randgebiete nicht mehr nach Aschau und Waldkraiburg (Winterberg-Kronberg-Mödling) und Reichertsheimer Ortsteile nicht mehr nach Haag.

Somit umfasst der heutige Schulsprengel der Grundschule Gars die Marktgemeinde Gars außer dem Gebiet der ehemaligen Schule Lengmoos (zur Grundschule Ramsau) und die Gemeinde Unterreit. Zum Hauptschulsprengel gehören die gesamten Gemeindegebiete von Gars, Unterreit und Reichertsheim.

Und was folgt üblicherweise, wenn ein Schulhaus bereits über 30 Jahre in Betrieb ist? Richtig – von 2006 bis 2008 wurde das Hauptschulgebäude mit Turnhalle und Schwimmbad generalsaniert, um weiterhin konkurrenzfähig zu sein. Geändert hatten sich aber inzwischen auch die Brandschutz-Richtlinien: Wegen des innen über die Stockwerke offen verlaufenden Treppenhauses bekam das Gebäude mit den außen angebauten Fluchtbalkonen und dem neuen Außenaufzug ein völlig anderes, aber recht ansprechendes Gesicht, das nun gar nicht mehr an den Baustil der Siebziger erinnert.

E. Basler

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